1973

Verschickung in den Siebzigern. Nach Bad Salzdetfurth. Es ist genug Natur da und Wiesen sowieso als Spielraum für Kinder aus der Großstadt. Und in den Schlafräumen stehen Betten, aber doch eher für Fünfjährige von der Größe her. Wir vorpubertären Jungs lassen im Waschraum unsere Piepels im Takt der Zahnbürsten schwingen und verstehen gar nicht die bitterbösen Mienen der NSDAPädagoginnen. Irgendwas ist noch übrig geblieben vom tausendjährigen Reich – die Erzieherinnen. Die Rache lässt nicht lange auf sich warten. Es gibt drei Wochen lang Milchreis mit Zucker und Zimt, stundenlang verordneten Mittagsschlaf und Postkarten an die Eltern werden vorsorglich zensiert. Zugeteiltes Taschengeld darf nicht selber ausgegeben werden, sondern wird Souveniermitbringselkrammäßig konsumorientiert transformiert. Genauso kommen wir auch hinterher zuhause an. Als verlorene Brückengeneration – zwischen noch indirekt Hitlerjugend erzogen, teilweise schon antiautoritär Achtundsechziger geschädigt und später deshalb gerade auf sich selbst gestellt.


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1978

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