Legal, Illegal, Regale-Regal

Neues Regal Neues Regal

In Anbetracht wachsender Papierberge, die trotz dem papierlosen Büros des Computerzeitalters abgeheftet sein wollen und größerwerdenden Gesetzestext-, DVD Video- und Fachzeitschriftsammlungen musste heute ein neues Kiefernholzmöbelstück ins Arbeitszimmer gestellt werden. Womit die ästhetische Erlebensqualität der eigenen vier Wände doch wieder mal einen nicht unbedeutenden Schub erfahren hat.

Bonanza Fahrrad


In einem Anfall von Nostalgie habe ich mal wieder den alten Super-8 Projektor angeworfen und mußte feststellen, daß Bruderherz das coole Gefährt sein eigen nennen durfte und meinereiner in den Siebzigern nur ein Klapprad abgekriegt hat. Aber immerhin war’s orange.

20-C+M+B-09

Masculine power at its best.jpgIn Berlin ist heute sowieso kein Feiertag und die drei Weisen aus dem Morgenland sind auch nicht vorbeigekommen. Stattdessen steht der Penis Enlargement Weihnachtsbaum hier noch rum. Bevor der also entsorgt wird, könnten die Herren Caspar, Melchior und Balthasar doch bitte ein paar Ratschläge geben, vonwegen wie das alles weitergehen soll. Vonwegen Schatzmeister, Licht bringen und den König beschützen. Das der Heiland geboren wurde, haben wir ja schon mitbekommen. Gott segne dieses Blog!

Gepflegte Beat-Musik

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Um drei Ecken ‘rum hinter der Schönhauser befindet sich einer der schönsten Veranstaltungsorte der Stadt. Von der Decke hängen alte Motorräder und Bukowski hinterm Tresen. Ein DJ sitzt in seiner Glasbewandeten Kanzel und legt 60er Jahre Single B-Seiten auf, von den Kinks, den Who und sonstigen Urgesteinen. Als Livebands sind zum einen die Polaroyds angekündigt, mit ihrem beatlelesken Schrammelpop mit Ausflügen zum Jazz, Rock’n’Roll und Country. Zum anderen betreten dann spät am Abend noch The What…For! die Bühne. Routiniert und virtuos präsentieren sie ihr Programm aus Eigenkompositionen und ausgewählten Coverversionen. Es werden Bilder wach von früher, wir sitzen im Übungsraum mit Kerzen und singen “I’m Not Like Everybody Else”.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Beat, Soul, R’n’B und Rotkarierte Petersilie

O’Horten

Verleihung der Silbernen Lokomotive. Der Gute wird nach 40 Dienstjahren pensioniert. Mit den Kollegen Expertenquiz. Der Tabak ist alle, Türcode ist Eins-Sieben-Acht-Neun, funktioniert aber nicht. Am nächsten Morgen den Zug verpasst. Eine neue Pfeife Lillehammer GS ist fällig. Ein anderer Kunde verliert andauernd seine Streichhölzer. Auf der Straße hinter der Straßenbahnschiene philosophiert der Bruder vom Diplomaten. Am nächsten Morgen geht es mit heruntergezogener Wollmütze blind durch Oslo im Citroen DS. Der Fahrer stirbt jedoch am Herzinfakt, dafür bekommt Hund Molli ein neues Herrchen. Wie Muttern nochmal von der großen Skischanze springen – dann Schnitt – der Zug kommt aus dem Tunnel, und am Bahnhof in Bergen wartet die Freundin.

1981

Was bisher geschah (oder auch nicht) …
Nach dem Abitur kommt für manche Leute sowas wie eine Beamtenlaufbahn bei der BfA infrage. Oder aber man macht erstmal gar nichts und schreibt sich für irgendein Studienfach an der Uni ein. Später fand ich Kybernetik sogar ganz spannend und bin für ein paar Höhere Mathematikscheine sogar zwei- bis dreimal die Woche zum Ernst-Reuter-Platz gedüst.
Salzig.jpgErstmal aber war Gründung einer Punkband angesagt. In der Sumpfblüte hing am schwarzen Brett ein Zettel, Bassistin und Schlagzeuger suchen Gitarristen. Nebenbei sollte auch ein Haus besetzt werden, was natürlich Übungsraumtechnisch schon mal ganz praktisch war. Mit Politik hatte die Aktion nicht so viel zu tun. Die Leute, die in diesem trostlosen Kiez was zu bewegen trachteten, dachten doch eher an Motorradwerkstatt oder gleich Kinderwagen als an Pflastersteine. Manchmal kam man sich ja schon ziemlich einsam vor inmitten dieser eingewanderten Schar schwäbischer Landeierköppe. Aber wer selbst keinen Plan hat, macht halt jeden Scheiß mit.
Der Wedding lag damals noch diametral zu Kreuzberg am anderen Ende der Entlastungsstraße. Oder eine endlose U8-Fahrt lang durch düstere Geisterbahnhöfe mit so seltsamen Namen wie “Stadion der Weltjugend”, bewacht von Grepos mit Maschinengewehren. Die U-Bahn fuhr aber sogar Samstags nur bis halbeins, zu später Stunde blieb zur Heimfahrt nur der 16er Nachtbus, welcher alle halbe Stunde den denkbar größten Umweg vom Kudamm zur Plumpe ruckelte.
Mit dem Bus ging es dann auch im Sommer zum Flughafen Schönefeld, Intersturz via Königs-Wusterhausen (wollen Sie ein Steh- oder Sitzplatz?), fünf Wochen Kreta. Im Süden der Insel gab es zu der Zeit noch nicht mal elektrisch Strom. Aber immerhin ein Telefon für den Dorfpope und seine Schäfchen. Die Straßen hatten keine Markierungen und oft auch keinen Teer. Dafür die Papastratos umsomehr.

Fußnote: Im Netz gibt’s eine kleine Broschüre zur PA58, sehr alternaiv-listig geschrieben, als PDF Datei “es geht auch anders…” auf der Seite der Gattel Stiftung. Runterladen, lesen und schmunzeln!

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Vino Nobile

Wie jedes Jahr kurz vor W’nachten haben die Discounter wieder mal die halbkomplette Produktion in der Toscana aufgekauft und alles was nicht gepanscht im März beschlagnahmt wurde, ins Regal gestellt. Wer also bei Plus vor vier Wochen keine Kiste mehr abgekriegt hat, sollte entweder heute zu Lidl eilen oder am Montag beim Feinkosthändler Albrecht ein paar Flaschen des edlen Tropfen versuchen abzustauben.

DESIRE

Melancholie und Romantizismus sind die Todfeinde einer jeden Liebesbeziehung. Daneben und gleichzeitig ist die Sonderschau integriert. Thema: „Difference, what difference?“ Das heißt, sich mit der Frage nach Wert und Bedeutung von Kunstwerken in der Reibung zwischen Kunstmarkt und und Ausstellung auseinandersetzen. Als Promotions Material stehen zehn Kästen Freibier bereit. 128 Galerien aus 26 Ländern zeigen ihre Stars und Neuentdeckungen. Am originellsten sind mal wieder die Installationen. Motorisierte Fähnchen winken uns heran und aus dem Schminkkoffer fahren Spruchfetzen mit der Aufschrift – “Fuck Aussenansicht

Dieser Beitrag ist ein Update zu What the fuck!? und House Trip, die zwar jeweils einen Monat früher aber bei demselben Scheißwetter stattfanden.

Lets make Money

Ist bestimmt kein Fehler, sich den neuen Film von Erwin Wagenhofer nächste Woche anzugucken, auch wenn er dann ein paar Monate später auch bei ARTE oder 3Sat läuft. Quasi die Fortsetzung zu “We Feed The World”, und auch genauso anschaulich dokumentiert wieder der globale Wahnsinn. Kommt natürlich gerade mega-aktuell, aber wird im Prinzip nichts an der Wirklichkeit ändern. Außer Pappnase Sodann steckt den Ackermann doch noch in den Knast. Und der Rest der Spekulantenbande gehört am besten gleich an die Wand gestellt.
Dies ist ein Update zu dem und irgendwie auch dem Artikel hier.

1978 (Teil 6)

Was bisher geschah (oder auch nicht) …
Als Jugendlicher darf man in begrenzten Umfang auch schon arbeiten und Geld verdienen. Eine Möglichkeit ist das Ausliefern von Druckerzeugnissen des legendären Heinrich Bauer Verlags. Für eine TV Hören und Sehen gibt es 15 Pfennig Provision. Jedenfalls wenn das Moabiter Proletenvolk, welches sich meist noch Praline, Neue Revue oder Quick andrehen lässt, überhaupt Kleingeld im Haus hat. Ist meistens alles in der Monatsmitte schon versoffen. Dann sind da noch die Omas mit Neues Blatt, Neue Post und Tina Abonnement, bei denen das Inkasso nicht ganz so das Problem darstellt. Dafür stehlen sie einem kostbare Zeit mittels sozialer Kontaktaufnahme. Was aber vom Trinkgeld dann doch wieder lohnend sein soll. Durchschnittlich zwanzig Mark kommen zusammen nach drei Stunden Treppensteigen. Überzählige Hefte gehen zurück als Remittenden, notorische Nichtbezahler werden gemeldet und kriegen wahrscheinlich eine Schlägertrupp auf den Hals gehetzt. Nach einem Jahr ist Schluß.
Manchmal zu später Stunde eines grauen Tages im Herbst traute man sich kaum, die Illustrierten Presseerzeugnisse weiter auszutragen. Hinterhöfe im Bezirk Tiergarten Ende der Siebziger hatten in etwa den morbiden Charme Prenzlauer Bergs 1990. Entsprechend stanken im Winter auch die verheizten Briketts, egal ob Rekord oder Union. Von den Hauswänden blätterte der Putz, kaputte Glühbirnen im Aufgang wurden nach Fünfjahresplan erneuert. Aber dafür kostete die Miete nur ein Hunni pro Zimmer inklusive Küche mit Herd und Außenklo. Benzin war ordentlich verbleit, Parkplätze noch genug vorhanden und Fahrradfahrer hielten sich an die Straßenverkehrsordnung. War eben nicht alles schlecht, damals in der BRD.

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