11/9 (Das Leben der Anderen)

Dann war da gestern noch die Feier zum legendären Einsturz der Dominosteine von vor zwanzig Jahren. Da mein Weib mich nötigt, die Glotze einzuschalten, tu ich mir auch zirka zwanzig Minuten Gebühreneinzugszentralenfinanzierte Verblödung an. Vor dem Brandenburger Tor steht der immer noch wiedervereinigte Mob schon seit mindestens vier Stunden im Regen und winkt in Richtung der Krangeführten Kameras. Wałęsa hält eine wirre Rede auf Polnisch-pathetisch. Irgendwas mit an den Glauben glauben und der Papst hat’s damals möglich gemacht. Danach wie immer bei solchen Veranstaltungen, ein bisschen Mainstream Rock Scheiße – Scorpions oder Bon Jowie, Pest oder Cholera. Unser Knecht Gottes tritt auf und interviewt Горбачёв und Genschman. Nur der Dicke ist heute nicht da. Es geht weiter mit unerträglich schmalziger Musik von fünf Tenören, das bekannte Marius Müller Westernhagen Epos zu diesem Tage. Gottschalk kalauert, daß die begleitende Pianistin zufällig am neunten November 1989 geboren wurde und „zum Glück Klavierstunden genommen hat“. Am Schluß noch das obligatorische Feuerwerk und der elendig blöde Spruch, „das ZDF wird wieder helfen, wann immer einer für die Freiheit kämpfen muss.“

Ick sach nur: Gute Nacht, Deutschland.

Update: Der Tagesspitzel hat’s sich auch angeguckt.

3 Gedanken zu „11/9 (Das Leben der Anderen)“

  1. Dieser Hit von Müller-Dingensknecht erinnert mich an eine Sequenz aus Spiegel-TV. Mitte 1990 hängen pennender Mädels richtig in den Seilen. Diese Busladung pendelte, von der damals noch sprudelnden Fürther „Quelle“, zurück ins Sachsenland, dabei erklang dieses unsägliche Liedchen.
    Ich weiß nicht, wie es anderen geht, jedenfalls kommt mir bei MMW immer so ein Gefühl, als ob mein Sperma flockig wird…

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