Handgelenk Blutdruckmessgerät

Genau das richtige Gadget für uns stressgeplagten Großstadtmenschen hat Doc Albrecht nächsten Donnerstag rezeptfrei im Angebot. Mit diesem Klopfer am Unter- oder Oberarm können wir uns dann jederzeit, zum Beispiel während wir stundenlang bei ALDI in der Schlange stehen, die Differenz aus systolischen und diastolischen Millimetern Quecksilbersäule anzeigen lassen.

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Und demnächst gibt es dazu passend auch den Herzschrittmacher zum Prepaid-Tarif von Medion.

80/81

Ganz bestimmt nicht Pat Metheny. Schon eher so countdownmäßig 0.987654321 …
Fast dreißig Jahre her und angesichts meines damaligen Rauchmittelkonsums sind doch eher wenig Erinnerungen haften geblieben. Aber im Schuhkarton hinterm Kleiderschrank findet sich der eine oder andere Ilford PAN-F Filmstreifen, welcher durch den Scanner gejagt den Synapsen wieder auf die Sprünge helfen soll. Als Untertitel hier also mal wieder ein Kurzroman zum ausgehenden 70er Jahre Trip.

Was bisher/später geschah …

Die Schule in Charlottenburg-Nord hatte damals noch keinen Namen. Dementsprechend locker konnte man dort den Endspurt seiner gymnasialen Ausbildung hinter sich bringen. Äußerst praktisch war es, in der Oberstufe als Sportkurs Skifahren zu wählen. Das war wie zusätzliche Klassenreise, wo einem der Parallelschwung und die Kunst der Wedelns beigebracht wurde. Und selbst nachdem man schon alle Scheine beisammen hatte, durfte man kurz vor dem Abitur noch einmal mitfahren. Es bildeten sich sogleich zwei Gruppen von Teilnehmern. Nämlich die sportlichen Elitetypen, die sich wohl auch später im 60-Stundenwoche-Berufsleben solcherart Aktivurlaub gegönnt haben werden, und deren Gegenpart aus Losern und Lebenskünstlern (die Kifferfraktion), welche sich dem fehlenden Leistungsdruck entsprechend erstmal ordentlich mit schwarzen Afghanen eingedeckte. So geht es also eines schönen Abends ins ferne Südtirol, wo auch gleich im Reisebus unzählige Tüten gebaut und geraucht werden. Nur auf der Piste sind wir dann doch lieber nüchtern. Entweder im Schuss den Idiotenhügel heruntergejagt oder halsbrecherisch mutig die schwarze Abfahrt, schön um jeden Buckel herumgesurft. Die Nachmittage über überwiegend stoned auf dem Balkon verbracht. Aus dem Rekorder schallt Postpunk, C90er mit John Peel’s Music auf BFBS.

Crass – Hurry up Garry (the parsons farted)
The Adicts – Viva La Revolution!
Wah! Heat – Better Scream

11/9 (Das Leben der Anderen)

Dann war da gestern noch die Feier zum legendären Einsturz der Dominosteine von vor zwanzig Jahren. Da mein Weib mich nötigt, die Glotze einzuschalten, tu ich mir auch zirka zwanzig Minuten Gebühreneinzugszentralenfinanzierte Verblödung an. Vor dem Brandenburger Tor steht der immer noch wiedervereinigte Mob schon seit mindestens vier Stunden im Regen und winkt in Richtung der Krangeführten Kameras. Wałęsa hält eine wirre Rede auf Polnisch-pathetisch. Irgendwas mit an den Glauben glauben und der Papst hat’s damals möglich gemacht. Danach wie immer bei solchen Veranstaltungen, ein bisschen Mainstream Rock Scheiße – Scorpions oder Bon Jowie, Pest oder Cholera. Unser Knecht Gottes tritt auf und interviewt Горбачёв und Genschman. Nur der Dicke ist heute nicht da. Es geht weiter mit unerträglich schmalziger Musik von fünf Tenören, das bekannte Marius Müller Westernhagen Epos zu diesem Tage. Gottschalk kalauert, daß die begleitende Pianistin zufällig am neunten November 1989 geboren wurde und „zum Glück Klavierstunden genommen hat“. Am Schluß noch das obligatorische Feuerwerk und der elendig blöde Spruch, „das ZDF wird wieder helfen, wann immer einer für die Freiheit kämpfen muss.“

Ick sach nur: Gute Nacht, Deutschland.

Update: Der Tagesspitzel hat’s sich auch angeguckt.

11/9

Nun jährt sich der traurige Tag also wieder. Selbst kann ich mich nicht erinnern, weil ich gar nicht da war. Ist ja auch ziemlich lange her. Zum Gedenken der vielen Opfer sollte man aber doch mal einen kurzen Augenblick innehalten. Die Verwüstung, die der inzenierte Volkszorn damals anrichtete, ist unvorstellbar. Geschäfte wurden geplündert, Geschrei und Gebrüll hallte durch die Straßen, Tränen flossen, Chaos brach aus. Ein paar versuchten noch, über die Grenzen zu flüchten, doch viel zu viele bezahlten mit ihrem Leben, spätestens ein paar Jahre danach. Und ganz Europa wurde letztendlich vom immer größer werdenden Unheil erfasst.

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lose/lose

Wieder was zum Evaluieren an diesem Wochenende. Ein Arcade Game, welches wahllos Dateien auf dem Computer löscht. Und zwar eine für jedes Alien, das man abschießt. Dafür zerstört sich die Applikation am Ende auch selbst, wenn’s eigene Leben aufgebraucht ist. Wer das ohne vorherigen Backup riskiert, ist entweder Vollidiot oder einfach irre.

invaders

Das ganze ist soetwas wie ein Kunstprojekt, welches spielerisches Töten thematisiert und nebenbei aufzeigt, welche Bedeutung wir dem virtuellen Gigabyte Müll auf unseren Festplatten heutzutage beimessen. Während im Vergleich dazu die reale Dinge, die uns alltäglich umgeben, scheinbar immer unwichtiger werden.

(via)

TV Tipp

Keine Ahnung, was Heimatkunde bedeutet. Uns Großstadtverseuchten Berlinwessis wurde eher Sozialkunde aufgedrückt. Mit preußischen Drill gerade die Grundschule geschafft und hinterher gymnasial PW in Klausur erbsündigend Nationalsozialismus irgendwelcher Opas (unbekannterweise) aufgearbeitet.
Was das jetzt alles mit Martin Sonneborns Dokumentarfilm heute abend auf RBB zu tun haben soll, weiß ich nicht. Ist auch egal.
Aber weil’s thematisch gerade passt, hier noch ein Link zum Lied das heute gerade 60 Jahre alt wird. Ausnahmsweise sogar mit Gesang!

Schweinegeld

Die bulgarischen Leiharbeiter sind um ihre vier Euro fünfzig geprellt worden. Und Subsubunternehmer Dimitroff hat gemacht wie Fisch. Während Schnitzelkönig Merklinger gefesselt im Keller den Herzkaspar kriegt, übernehmen die Investoren aus der Ukraine mal eben den subventionierten Gammelfleisch Im- und Export. Zur Aufklärung muss Juniorchef Maximilian von Weber und Stark verkabelt zu den Mafiosis, bevor der Zugriff erfolgt. Ritter hat dann auch noch überlebt, beziehungsweise sich die anderthalb Stunden mit den Krankenschwestern vergnügt. Nur Liljanas trichinenvergiftete Tochter wird nicht wieder lebendig.

Ick sach ma, wieda richtisch juter Tatort jestern, wa.

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www.daserste.de, www.tagesspiegel.de, tatort-forum.de