Rheinhausen

Friseuse Friseurin wird mit Genickbruch aufgefunden. Genau wie die Tote vor Jahren hat sie ihren Slip im Mund. Und mußte sterben, weil sie gemerkt hat, daß das Muttermal bei der Tochter von deren Schwester dasselbe wie bei ihrem zukünftigen Gatten ist. Ist damals von dem und zwei anderen vergewaltigt worden und rächt sich so auf diese Weise. Opa kiekt derweil alte Demos der Stahlkocher auf Vijo und mimt den letzten Sozi. Ist sozusagen Schicht im Schacht und jetzt sind alle sowieso entweder drogenabhängig, sind arbeitslos, machen Yoga oder fahren zum Angeln nach Amsterdam.

ENRAHA!

Der Grundschullehrerin Poppy ist ihr Fahrrad geklaut worden und so beschließt sie, erstmal Autofahren zu lernen. Was gar nicht so einfach ist bei dem psychotischen Fahrlehrer. Aber am Wochenende werden mit den Freundinnen Lips, Hips und Tits betatscht. Und BHs mit Hühnerbrustfilets unterfüttert. Auch der Tangokurs ist witzig, was von der stolzen spanischen Vortänzerin ganz bestimmt nicht gewollt ist. Und so geht’s weiter Happy-Go-Lucky im London der Jetztzeit. Die Realität ist sowieso schon ernst genug und nur eine aufrichtig positive Weltsicht scheint die Leichtigkeit des Seins zu bewahren. Und erträglich zu machen. Das Glück findet nur der, der sich ihm nicht verschließt. Zur Not hilft der Chiropraktiker bei Rückenschmerzen.
Ein klasse Film von Mike Leigh – it’s gorgeous!

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1978 (Teil 5)

Was bisher geschah (oder auch nicht) …
RutscheGegenüber dem Schloß Bellevue (damals noch Hoch auf dem gelben Wagen-Schwagers provisorisches Außenklo) ist also Grillféte. Ein lauer Sommerabend, und im Umkreis von π mal fünf Metern stehen Mathelehrer und ein paar Schüler, um sich den Fußball zuzuspielen. Am Spielplatz ist gemeinsames Schaukeln (gemischtgeschlechtlich bzw. doch nur der eigenen Eier) angesagt. Es macht sich Langeweile breit bei der unterfickten pubertären Stadtjugend. Vielleicht fehlen zu allem Unterfluß noch die entsprechenden Volksdrogen, welche später zur individuellen Bewußt-Seinserweiterung/Losigkeit verhelfen sollen. Ewigkeiten vor Tekkno bedeuten Genesis soviel wie Poor Man’s Moody Blues. Dafür werden Monate später XTC wenigstens für musikalische Erlösung sorgen. Im legendären Kant Kino. Und noch mehr andere tolle Bands und Konzerte. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

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Der süße Duft kommt nicht von Rosen

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Man ist ja nicht wetterscheu, und wenn schon draußen Songtheater aufgeführt wird, denn heißt es trotz drohenden Gewitters hinzufahren. Die Berliner Senffoniker und ein zwanzigköpfige Chor mitsamt Schauspielern soll uns an diesem Abend bespielen und besingen. (Popup-Fotos: ©Marlies)
Das Stück selbst eine Art Allegorie auf die letzten Tage der DDR, auch in Hinblick auf seine Entstehungsgeschichte. Und so wird u.a. der Bürgermeister von Ostberlin reanimiert und am Schluß Martin Luther zitiert: “Trink was klar ist, sprich was wahr ist”. Womit alles gesagt sein dürfte.

Ostsee

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Am Bahnhof von Wismar steht schon das deutschnationale Begrüßungskomitee in gewichsten Springerstiefeln. Doch wir lassen uns nicht beirren, schieben erstmal ‘ne Pizza ein und radeln, bevor die Bürgersteige hochgeklappt werden, ins Resopal-verkleidete Schwedenhaus. Am nächsten Morgen ein Abstecher zum Hafenkirmes und weiter auf dem Radwanderweg Richtung Kühlingsborn. Als Übernachtung bietet sich Urlaub beim Schmied an. Ein herzhaftes Frühstück in der Stadtbäckerfiliale. Hinter Heiligendamm kommt kurz die Sonne heraus, und lädt ein zum erfrischenden Bad im Meer. Später noch Spaziergang durch Warnemünde und dann mit der S-Bahn nach Rostock und dem Regional-Proleten-Express gen Heimat. Willkommen in Berlin, elender Moloch, schon hast du uns wieder.

Die Seele ist ein weites Land

Außer Fußball gab es natürlich auch noch den Tatort am Sonntag. Die tötliche Tagung war zwar eine Wiederholung von vor sechs Jahren, kam dafür von der Festplatte aber umso frischer daher. Also nichts wie ab in die Dampfkammer des Luxushotel. Da liegt auch schon die Ingrid herztot und muskelerschlafft (Mord?) in der Supernova Deluxe. Anscheinend wurde sie vorher von ihrem Mann als Turbo-Sperma Versuchskaninchen missbraucht und büßte darauf den Eierstock ein. Das ganze medizinische Drama als Nebenwirkung des Konkurrenzkampfs zwischen Pharmaindustrie / Wissenschaft. Dann war es aber doch die eifersüchtige Heidi. Und bringt den Angeschmachteten und sich selbst auch noch am Schluß um.

Zwei zu Null

krautfuck2008.jpgNoch hat/ist Polen nicht verloren. Die Roten mit dem Adler vorne drauf sind jedenfalls ganz gut motiviert. Frühmorgens vom Trainer mit Bob Marley Musik geweckt, geht es gleich kraftvoll zur Sache. Nutzt aber nichts, Podolski sichert (mit einem Fuß im Abseits) die Führung fürs Jogi-Team. Nach der Pause erstmal Chaos im deutschen Mittelfeld, was erst aufgelöst wird, nachdem der Lukas nochmal einhaut. Diesmal nach Vorarbeit von Schweini und Klose. Das Spiel ist aus, auf der Straße hupt der motorisierte Automob. Und feiert, daß mit drei Punkten das Achtelfinale ja schon so gut wie gemeistert ist. Na toll.

Sieben Weblogthemen

Bei den Kategorien habe ich mich inzwischen schon auf fünf beschränkt. Doch auch inhaltlich lässt sich mühelos noch einiges optimieren. Habe dazu mal schamlos den Wired Artikel übersetzt und ein bisschen nach eigenem Gusto umgeschrieben.
1. Sich aufregen!
Schlimme Dinge passieren. Auf der Welt, im Internet und natürlich in der bevorzugten Fernsehshow. Also, nix wie ran an die Tastatur und darüber berichten! Im Nu finden sich Leser, die ihrerseits Kommentare posten und bestimmt derselben Meinung sind. So schnellen die Zugriffsstatistiken auf beiden Seiten in die Höhe, was sowieso das allerwichtigste ist.
2. Konsumieren!
Nachdem uns jahrelang die Industrie mit Werbung bombardiert hat, ist langsam die Zeit gekommen, daß wir uns gegenseitig die neuesten überteuerten nutzlosen Gadgets und überproduzierten Hollywoodfilme aufschwatzen. Und uns hinterher vielleicht nicht mehr ganz so einsam fühlen.
3. Tiere sind putzig!
Keiner mag Tiere, die sich wie Tiere verhalten. Das Filmchen, wo die Katze das Vögelchen totbeißt, ist nun wirklich nicht der Brüller. Lieber sollen die Viecher wie Menschen erscheinen, abgesehen von ihrer etwas undeutlicheren Aussprache. In dieselbe Kategorie passen natürlich auch Kleinkinder und Greise (unter acht bzw. über 80 Jahre alt).
4. Leute sind blöd!
Welches Video bekommt am meisten Aufmerksamkeit? Die Dokumentation der ehrenamtlichen Arbeit in der örtlichen Suppenküche, ein Vortrag beim Symposium oder der waghalsige Einkaufswagen-Stunt inklusive siebenfach gebrochenen Arm? Klar, so wie Tiere möglichst schlau sein sollen, damit wir sie gernhaben, erheitern wir uns am ehesten an der Dummheit unserer Mitmenschen.
5. Ich mag das, nur anders!
Neue Erfahrungen kultureller Art zu machen kostet viel Geduld und macht unnötig Mühe – vonwegen Texte lernen und handelnde Personen im Gedächtnis behalten. Viel einfacher hingegen, dem Bewährten ein neues Outfit verpassen. Jedes Musikvideo läßt sich mit Marionetten nochmal nachspielen, zumal die original Akteure ja auch nur dumm rumgehampelt haben. Auf ungewöhnlichen Instrumenten dargeboten (gefurzt, gerülpst oder meinetwegen in der Version des Kondomblasorchester vom Frankfurter Bahnhofsklo) erlangt der Song die volle Aufmerksamkeit. Und irgendwann wird auch das Original überraschenderweise wiederentdeckt.
6. Verrückte Wissenschaft!
Im Grunde gibt es nur zwei Typen von Forschung: Die eine ist begrüßungswert, die andere hingegen total verabscheuungswürdig. Im letzteren Fall sollte man einen Link setzen und seinen Unmut zum Thema äußern. Bei Zustimmung aber gilt es, sich darüber zu mokieren, dass die Leute im Institut auch noch Geld damit verdienen, wo die dargestellten Ergebnisse doch ganz offensichtlich und für jeden halbwegs intelligenten Menschen schon lange auf der Hand lagen.
7. Ich, der Blogger!
Irgendwann gelangt man an den Punkt, wo Egoismus und eigene Leistung zwar das Selbstwertgefühl stärken, aber im Grunde nur unnötig Arbeit bedeuten. So ist es dann doch auf Dauer einfacher, Hoffnungen und Ängste im Zaum zu halten und lieber in irgendeiner Web Community hunderte von Friends zu adden. Hätte Oscar Wilde damals gebloggt, dann als Dorian Gray. Und sein Bild bestimmt nicht bei Flickr reingestellt.

Pifama

Mal wieder ein Tatort mit Bürgerwehr gegen vermeintlichen Kinderschänder. Hatten wir in ähnlicher Form ja vor nicht allzulanger Zeit schonmal. Dafür aber sind anlässlich der siebenhundertsten Folge in Leipzch auch noch neue Ermittler am Start: Powerfrau Eva (Typ: Tina Turner 1975) zusammen mit passenden Ex-Mann Keppler. Der ist ultracool, grüßt die Kollegen nicht, ist aber dafür anscheinend ein kriminologisches Genie. Wie er zur Aufklärung des Falls mal eben die Hinterhausgärten durchquert und Mülltonnen durchwühlt ist voll Action Movie. Dann denkt er am Schreibtisch noch ein bisschen laut nach und schon ist der Täter gefasst. Dieser war wohl selber mal Pädophilie-Opfer, deshalb der tödliche Messerstich gegen den Erzieher am Anfang. Der hat eigentlich nur ein paar schwule Fotos von seinen Schützlingen gemacht, was bei engagierter Jugendarbeit irgendwie dazugehören sollte.