Liebe in hochwertiger Ausführung

Danke, Herr Albrecht!
Sie haben mir den Glauben wiedergegeben, dass die Welt schön ist…
Wie sollte ich bloß weiterleben, wenn’s den ALDI-Nord Newsletter nicht gäbe:


GESCHENKBÜCHLEIN
4er-Set
Büchlein die von Herzen kommen, mit den Themen:
· Positiv denken
· Lebensweisheiten
· Danken
· Erfolg
· Liebe
in hochwertiger Ausführung
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je Set 3,99

Gedichte von mir ca. 1981

Ein kleines Theaterstück live aus der U Bahn, damals als Filzer bzw. Bifis noch uniformiert unterwegs waren; die Originalversion geht in etwa so:

„Hey Alter, wollen Sie nicht kontrollieren?“
„Nee, heute ist doch Samstag, ich kontrolliere nur Sonntags.“

Daneben ist die verschärfte Hardcore Version, wie ich finde, auch künstlerisch sehr interessant:

„Hey Alter, sollen Sie nicht koitieren?“
„Nee, heute ist doch Schamtag, ich koitiere Huren Wonnentags.“

Irgendwo in der Schublade habe ich auch noch ein paar lyrische Ergüsse gefunden. Zum Glück waren sie nicht auf einer 5 1/4 Zoll Diskette – da wären sie heute wohl kaum mehr rekonstruierbar …

Liebe

Wir liegen in der Sonne
nebeneinander, doch voneinander so weit entfernt
Wir reden voller Sehnsucht
miteinander, doch einander so weit vorbei
Wir fühlen voller Scham
füreinander, doch Regungslosigkeit im Gesicht
Wir bewundern uns gegenseitig
zwanghaft, denn Kritik verletzt uns nur
Wir lieben uns voller Wonne
leidenschaftlich, im selbst vergessen liegt die Lust

Blicke

Ich will mit Dir reden – Red’ nur Einerlei
Wir quatschen nur Blödsinn – Aneinander vorbei
Ich will in Deine Augen sehen – Direkt hinein
Kann meine Augen sehen – Meiner Blicke Widerschein
Ich kann Dich berühren – Fühl meine Hand
Tastend ins Leere – ins Nichts entsandt
Ich denke dass ich denke – Gedanken verdreht
Schwirrend durch den Raum – während die Zeit vergeht

Trott

Von Morgens bis Abends derselbe Trott
Paß bloß auf, sonst bist Du bald tot
Abwechslung und Entspannung vorprogrammiert
Geplante Freizeit, die den Alltag garniert
Keine Angst, das Leben geht weiter
Im Wetterbericht: Schauer, wolkig bis heiter…

De-Evolution

Keine Sprache mehr
Nur noch Grunzen
Sprachlosigkeit
Deutschland Eiszeit
Floskeln statt Gefühle
Verstummte Schreie
Frage – Antwort
Ja oder Nein
Auswertung perfekt
Gläserner Untertan
Ausweisen, Legitimation
Gutes Funktionieren
Der Riesenmaschine
Keine Meinung
Kein Kommentar
Krieg zwischen Fronten
Die es immer gibt
Haß, Entfremdung
Keine Zukunft
Fortschritt, Fortschritt
Ohne Pause
Zurückentwicklung …

Leere

Mir fällt nichts ein – Ich bin so leer
Leer voller Zweifel – Nichts ist mehr


© Michael Fielitz, 1980-2010

antville

Tja, eigentlich leben wir alle in einem grossen Ameisenhaufen…

Hier also z.B. ein Weblog, wo die Leute abgelichtete CD Cover als Dominosteine anlegen.
Irgendwie schon schräg, sinnentleert wie aber auch sympatisch…

Jean-Paul Bourelly

Zwei Tage spielen Jean-Paul Bourelly’s VIBE MUSIC in Berlin. Der Laden in der Oranienburger ist eigentlich eine dieser öden Trinkhallen, wo sich die Jugend im trunken Gemeinschaftsrausch möglichst schnell die Biere reinschüttet. Aber halt, da hinten geht eine Treppe in den Keller, also doch nochmal gerettet!
Wieder einmal hat sich nur eine Handvoll Eingeweihter versammelt, wo einige der besten Musiker aus Berlin, New York und anderswo aufspielen. Melvin Gibbs habe ich ja gerade mit Arto Lindsay gesehen; dann noch Felix Sabal-Lecco am Schlagzeug – der Mann verbindet aufs Vortrefflichste straighten Rock und African Beats. Und dazu paßt die zweite Gitarre von Nazim Haznoui aus Marokko. Als Gast kommt noch ein Schwarzer auf die Bühne, der einige Stücke singt und Conga spielt. Den Namen habe ich aber vergessen oder mangels Arabischkenntnissen nicht richtig mitbekommen. Jean-Paul Bourelly braucht viel Liebe an diesem Abend (er wirkt etwas abgekämpft) und die bekommt er auch. Er präsentiert ein erfrischendes Programm aus knallharten Gnawa-Funk-Jazzrock-Rap mit einer klaren politischen Message (gegen Bush) und am Schluß gibt es auch noch eine unplugged Nummer.

Blurt/Loopspool

Am Freitag spielten Blurt im Knaack Klub. Im Vorprogramm Loopspool – ein Typ mit Laptop, der mit Ted Milton auch schon zusammen eine Platte gemacht hat. Der Saal ist ziemlich leer und dazu passen auch die einsamen Elektronik Beats, die den Raum zum Vibrieren bringen. Nur, das ist mir jetzt aber zu modern oder? Weshalb bin ich eigentlich hier – eigentlich wollte ich ja die Musik von vor zehn, zwanzig Jahren nochmal hören oder? Obwohl, das ist immer gefährlich, meistens wird man dann doch nur enttäuscht weil 2004 ist nun mal nicht 1984 und Punk längst zu MTV-Geschrammel mutiert. Doch nicht so bei Blurt – die Herren entern souverän die Bühne und liefern mit professioneller Gelassenheit und einem Schuß Selbstironie eine Show ab, die alle Anwesenden mitreisst. Am Schluß, nachdem Andreas Gerth und Ted Milton nochmal gemeinsam ein Stück zum Besten gegeben haben, die ganzen alten Hits: “Empty Vessels”, “The Fish Needs A Bike” und und und… Wer jetzt nicht tanzt, gehört wirklich ins Altersheim!

Tom Waits

Tja, darauf hat man Jahre gewartet…
Endlich den schrulligen Entertainer mal live gesehen. Das war schon Klasse und auch eigentlich die 90 Eu wert: Eine super Akustik im TdW, eine formidable Band (Marc Ribot sowieso – würde ich mir auch Solo angucken; Larry Taylor am Kontrabass – hat, glaube ich, mal bei Canned Heat gespielt – und Brain Mantia an Trommeln und div. Percussionsinstrumenten). Obwohl das Programm fast nur aus neuen Songs besteht, d.h. von die letzten drei Platten: “Mule Variations”, “Alice” und “Real Gone”, ist alles dabei was man kennt. Weil es gibt ja eigentlich nur drei oder vier Stücke von ihm: 1. das Jazzige, 2. das manisch Rhythmische, 3. Das mit Harmonium und vielleicht noch 4. das american-folkig-melodiöse. Zwei Stunden mit drei Zugaben was will man mehr?

Arto Lindsay

Gestern war Arto Lindsay im Tränenpalast.
Punkt Neun ging es los. Arto in der Mitte mit seiner
12SaitenKrachDanElectro, Melvin Gibbs an Bass und Sampler
zu seiner linken und ein voll cooler Keyborder/Saxophonist
auf der anderen Seite. Die alten Stücke sind kaum wiederzuerkennen.
Es wird zerfetzt und gepitched bis die iBooks heisslaufen…
Vielleicht war es diesmal weniger groovend aber dafür bestimmt
bewußtseinserweiternd für die Ohren. Alles in allem ein schöner Abend.