Was in Hamburg der Michel, ist in Chemnitz der Nischel

Zufälligerweise hat heute mal wieder Engels Kollege Geburtstag. Aber anstatt zu versuchen, irgendwas Kapitales des Meisters näher zu erläutern, spiel ich doch lieber ein bisschen mit dem (garantiert friedlichen) Egoshooter hier herum.

Nachtrag: Bevor ich das nächste Mal versuche, mir einen Reim auf Müschel und nʏʒl̩ zu machen, sollt’ ich fielleicht lieber vorher im Wörterbuch nachschlagen!

Ein Gedanke zu „Was in Hamburg der Michel, ist in Chemnitz der Nischel“

  1. Betrifft: Die landesübliche Bezeichnung für Kerbels Bronzeschäddel, wird er nun „Nischel“ oder „Nüschel“ ausgesprochen?
    In der Zone galten die Sachsen lange Zeit als die fünfte Besatzungsmacht. Leute an den Machthebeln in der gesamten Republik, sprachen mit „harden“ oder „weichen“ B, D und G. Hinzu kam, dass man nach dem Mauerbau für die „grüne SS“, in großer Zahl Angehörige aus den südöstlichen Gefilden rekrutierte.
    Je weiter man in der Zone nach Norden kam, desto aggressiver reagierten die Eingeboren auf das südliche Idiom.
    Was die Umsetzung von „Sächsisch“ in phonetische Lautmalerei angeht, tut sich fast jeder Fremdling schwer. Wobei die Komponente eines Dialektes noch zum Tragen kommt. Heute kann ich nicht mehr auseinander halten, ob jemand aus der Gegend von Leipzig, Dresden oder Chemnitz stammt. Fälschlicherweise werden die Randgebiete von Thüringen und SA oft miteinbezogen, das kann zu Problemen führen, sollte man diese Landleute, in totaler Unkenntnis als „Sachsen“ bezeichnen.
    Um es kurz zumachen. Hier die erste Lektion für sächsischen Slang.
    Man schiebe den Unterkiefer so weit als möglich nach vorn! Über dann folgenden Satz, ohne dabei die Fressleiste zu öffnen: „Kaiser Karl konnte keine Kümmelkörner kaun!“
    Befolgt man die Anweisung, so lässt sich einwandfrei vernehmen, wie aus den „harden G´s“, zwangsläufig „weiche G´s“ werden. Bei gleichbleibender Kieferhaltung wird aus „Nischel“ so der „Nüschel“, wobei das „SCH“ nicht hart gezischt werden darf! Mehr so, wie das -Je- bei Je t’aime mon amour!
    – Eine bleibende Erinnerung war mein erster Auftritt (1.9.1965) im Warnemünder „Seehund“. Noch keine Stunde in diesem Nest, erdreistete ich mich dort, aus zweiter Reihe Bier zu bestellen. Bekam sofort eine auf mein Zifferblatt und wir flogen hochkantig aus der Kneipe. Da kam noch etwas aus der Richtung: „Un dat möt ick seggen, Sachsenscheiße hett hier nix tu suchn!“
    Es stellte sich auch heraus, dass es einem unmöglichen Unterfangen gleichkam, mit Dialekt einheimische Schnecken anzugraben, deshalb begann ich ein Mix aus Platt und Berliner Dialekt zu schnacken.
    Für Hardcore-“Fischköppe“ begann Sachsen schon bei den „Wruggenköppen“ im Raum von Schwerin, bei diesen wiederum, erst südlich von Berlin.
    In den 60-ern sorgte man auch im Osten wieder für die behutsam Verbreitung von Klosprüchen, getaggt wurde hauptsächlich mit Kopier- oder Bleistiften. Was immer wieder die Staatsmacht aufs Trapez brachte, in unserem Lehrlingswohnheim stand deshalb ewig „Horch und Greif“ auf der Matte, wegen einiger Sprüche, die jenes Völkchen zwischen Neiße und Pleiße betrafen. Wobei es relativ harmlos beginnt.
    – Gott formte die Menschen, so sie wachsen,
    dann kam der Teufel und schuf die Sachsen
    – Herrscht wirklich einmal Wohnungsnot,
    schlägt jeder ein paar Sachsen tot
    – Für den Hippie LSD,
    für den Sachsen Zyklon-B

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