Einstürzende Altbauten

Schon komisch, was in den letzten Jahren an verklärten Rückblenden zum seligen Restberlin so zusammengeschnipselt wird. Soll wohl so aussehen, als ob die Musikszene nur so brodelte und lauter schöne Menschen dauerbekokst die Nacht zum Tag gemacht hätten. In Wirklichkeit bestand die Bevölkerung der Mauerstadt bis kurz vor Nineteen-Ninety eigentlich fast nur aus Tattergreisen und einer Handvoll Zugereister Studenten, Wehrdienst und sonstiger Arbeit Verweigerer. Natürlich sind die paar Macher von früher jetzt kurz vorm Rentenalter und was liegt da näher, als der Jugend von heute was vorzugaukeln, was im Nachhinein natürlich kaum nachprüfbar ist. Dabei kommt ein notorisch reflektives EN-Malaria-Ärzte-Nena-Ideal Potpourri bei hinten raus, wo punkrockige Unwichtigkeiten wie PVC, White Russia, Betoncombo usw. einfach ignoriert werden. Das alles mit einer ganz kleinen Prise Rattay-Doku und Reeders oberpeinlichen Uniformfetisch. Bla Bla. Am Schluss ist ja sowieso auch nur noch Rave angesagt, es lebe das MfS. Friede Freude Eierkuchen.

Ein Gedanke zu „Einstürzende Altbauten“

  1. Hej Schefff, weshalb bist Du eigentlich heute so garstig?
    Gut, ich bin einige Monate älter als Du, kam aber auch nie auf die Idee mir solch “EN-Malaria-Ärzte-Nena-Ideal Potpourri” einzuziehen oder wie die ganzen Deutschrockkrüppel damals alle hießen. Solchen Scheiß haben sich in der Regel Jungzonies und unterbelichtete Ableger von Alt-68ern reingezogen.
    Mann, gab es damals unwahrscheinlich viele Hütten (große und winzige) verteilt in den Coca-Cola-Sektoren, wo man sich nach ´77 Punk und Metal einziehen konnte. Solche Mucken liefen sogar bei den riesigen Feten an der T+FU. Nicht zu vergessen die runden fünf Jahre, in denen Conny Konzack, von 1977 an, Konzerte veranstaltete (http://www.rockinberlin.de/index.php?title=Kant-Kino) – affenscharfe Sachen dabei! Im Kino kann man ein kleines Büchlein erstehen, mit einigen Fotos und einer fast vollständigen Liste der dortigen Events. So manches mal hat es anschließend Stunden gedauert, bis mir im „Banana“ (Da gings in der Regel mit bluesigen Zeugs weiter) endlich die Hummeln aus den Ohren entfleuchten. Besonders blieben mir anfangs die „Edgar Broughton Band“, „George Thorogood & The Destroyers“ und „Boomtown Rats“ in Erinnerung, kurz darauf legten sie in der „Neuen Welt“, noch einige Briketts nach…
    Will nicht lügen, aber 50/60 Konzerte hatte ich mir allein in jenem Kino reingezogen, die damaligen Preise will ich erst gar nicht erwähnen!
    In jenen Tagen existierte es ein fast unendliches Angebot an Kultur in jeglicher Form, für alle Altersgruppen, für gepflegte und chaotische Wesen. Allerdings gab es damals auch keine, solch vermeintlich unterbelichteten Kulturfuzzies, der Preislage Renner, Grütters und Konsorten.
    Heute wird jegliche Art kultureller Präsentation dem Diktat von Kosten/Nutzen unterworfen und mit den daraus resultierenden Quoten, kann der kulturbeflissene Pöbel irgendwie zusehen, was er daraus machen darf.
    Sei es, nur in den geklitterten Erinnerungen schwelgen, von den „Güldenen Tagen“ in der eingemauerten Frontstadt + damals hat mir wirklich nichts gefehlt – denn für den Rest gab es die betonierten Korridore und TXL…

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